[ Pobierz całość w formacie PDF ]
hatte, dass dieser dritte Ansturm erfolgen würde. Er hatte ihn belogen, damit er zurückging.
Aber warum nur?
Diesen gewaltigen Ansturm zurückzuschlagen würde schon mit seinem unbesiegbaren Schwert
schwer genug sein, doch ohne das Elbenschwert und die unzerstörbare Rüstung, die ihn nahezu
unverwundbar machte, sanken die Chancen der Verteidiger noch einmal drastisch. Und Artus
wusste genau, dass ihm nichts geschehen konnte. Es hatte nichts mit Angeberei zu tun oder damit,
dass er sich überschätzte Lancelot kalkulierte ganz ruhig und realistisch, dass er allein dort oben
auf den Mauern mindestens fünfzig Männer aufwog, wenn nicht mehr und das war ein Drittel der
Verteidiger, die Artus zur Verfügung standen.
Warum also hatte Artus ihn zurückgeschickt? Er fand keine Antwort auf diese Frage, aber er hörte
plötzlich Schritte. Er drehte sich langsam herum, weil er dachte, die beiden Wächter wären
zurückgekommen, doch statt ihnen trat eine schlanke, in ein weißes Gewand gehüllte Gestalt aus
der Tür, sah sich rasch und fast schuldbewusst um und eilte dann mit schnellen Schritten auf ihn.
zu. Noch bevor sie die halbe Distanz zurückgelegt hatte, erkannte er sie. Er wusste ihren Namen
nicht, aber es war eine von Gwinneths Zofen.
»Sir Lancelot?« Obwohl sie allein waren, flüsterte die junge Frau und sah sich dabei erneut hastig
nach allen Seiten um. »Ich bin froh, dass ich Euch hier treffe. Ich habe überall nach Euch gesucht.
Einer der Wächter sagte, Ihr wärt hier oben.«
»Nun habt Ihr mich ja gefunden«, antwortete Lancelot. Dann erschrak er. »Ist etwas mit
Gwinneth?«
Die junge Frau schüttelte den Kopf. »Sie ist nicht verletzt oder in Gefahr, wenn Ihr das meint«,
sagte sie rasch. »Aber sie hat mich geschickt, um Euch eine Nachricht zukommen zu lassen.«
»Welche Nachricht?«
»Sie möchte Euch sehen, Herr«, antwortete die Zofe.
»Jetzt?«
Die junge Frau nickte. »Sie wartet unten bei der Kapelle auf Euch. Ihr sollt gleich kommen.«
Im ersten Moment verstand Lancelot nicht wirklich, was er da hörte. Dann keuchte er: »Bei der
Kapelle?«
War Gwinneth vollkommen verrückt geworden? Die Kapelle lag außerhalb der Stadtmauern!
»Sie sagte, Ihr wüsstet, wo«, bestätigte die Zofe. »An einem Grab. Sie hat nicht gesagt, an
welchem, aber sie meinte, Ihr würdet schon wissen, wovon ich rede.«
Und ob Lancelot das wusste!
»Ich gehe zu ihr«, sagte er. »Und Ihr werdet niemandem etwas von diesem Gespräch erzählen.
Kann ich mich darauf verlassen?«
»Ja, Herr«, antwortete die Zofe. Sie hatte viel zu viel Angst, um irgendetwas anderes zu sagen,
aber Lancelot spürte dennoch, dass sie die Wahrheit sprach. Trotzdem fügte er eindringlich hinzu:
»Auch dem König nicht. Absolut niemandem, ist das klar?«
Sie nickte und nach einem letzten prüfenden Blicken in ihr Gesicht fuhr Lancelot auf dem Absatz
herum und stürmte von der Plattform und die Treppe hinunter, so schnell er nur konnte.
Obwohl die Stadt abgeriegelt war und nicht nur auf der dem feindlichen Heer zugewandten Seite
zahlreiche Wachen hinter den Zinnen patrouillierten, gab es Wege, die hinaus- und auch wieder
hereinführten. Aus seiner Zeit als Küchenjunge kannte Lancelot alle Schlupfwinkel und geheimen
Pfade aus der Stadt viel besser als vermutlich sogar Artus. Nachdem er die Burg verlassen hatte,
tauchte er in das Gewirr aus dunkel daliegenden Straßen und Gassen ein und wechselte ein paar Mal
willkürlich die Richtung, bis er ganz sicher war, dass niemand ihn verfolgte. Eine halbe Stunde
später obwohl er sehr schnell gelaufen war, aber Camelot war gewaltig bückte er sich unter den
dornigen Zweigen eines wild wuchernden Busches hindurch, der den getarnten Ausgang verbarg,
sah sich rasch nach allen Seiten um und huschte dann in Richtung der kleinen Kapelle. Es war
vollkommen still. Der Schlagschatten der Mauer war so dunkel, dass er nur wenige Schritte weit
sehen konnte. Hinter den Fenstern des Gotteshauses brannte kein Licht und er hörte auch nicht den
mindesten Laut, als er sich der kaum kniehohen Einfriedungsmauer näherte, die die Kapelle und
den kleinen Friedhof umgab. Wenn Gwinneth tatsächlich hier war, verhielt sie sich völlig ruhig.
Lancelot huschte zu dem namenlosen Grab, an dem er damals mit Gwinneth gestanden hatte, und
sah sich um.
Sie war nicht da. Aber irgendjemand befand sich trotzdem hier. Lancelot spürte es. Jemand stand
im Schatten verborgen und beobachtete ihn.
»Gwinneth?«, fragte er halblaut.
Aus der Dunkelheit jenseits der Kapelle erklang ein leises Lachen, dann trat eine Gestalt in einer
schwarzen, an eine Mönchskutte erinnernde Robe heraus, machte zwei Schritte und blieb wieder
stehen.
»Nicht genau«, sagte sie. Die Stimme drang aus der Dunkelheit unter der weit nach vorne
gezogenen Kapuze hervor und war Lancelot seltsam vertraut. Sie gehörte nicht Gwinneth, aber es
war eindeutig eine Frau.
»Wer seid Ihr?«, fragte er scharf. Seine Hand senkte sich auf das Schwert, und obwohl er sich
voller Grauen daran erinnerte, was geschehen war, als er es das letzte Mal gezogen hatte, würde er
jetzt keine Sekunde zögern, es erneut zu tun.
»Aber ich bitte dich, mein junger Freund, das ist doch wirklich nicht nötig.« Die Gestalt trat einen
weiteren Schritt auf ihn zu, hob langsam die Hände und schlug die Kapuze zurück und Lancelots
Augen wurden groß vor Staunen und Schrecken. »Hat Artus dir denn überhaupt nichts erzählt?«,
fragte Morgaine Le Faye.
»Ihr?«, keuchte Lancelot.
»Ich sollte enttäuscht sein, vielleicht sogar ein bisschen beleidigt, dass du mich nicht schon längst
erkannt hast«, sagte Morgaine lachend. »Ja, ich bin es.«
»Ihr & ihr wart es die ganze Zeit?«, murmelte Lancelot verstört. Seine Gedanken überschlugen
sich. »Und Ihr habt auch die Zofe & «
»Du darfst dem armen kleinen Ding nicht böse sein«, sagte Morgaine. »Sie ist ihrer Herrin treu
ergeben und wollte dich gewiss nicht in eine Falle locken.«
»Ihr habt sie mit Eurer Magie getäuscht«, sagte Lancelot grimmig.
»Ich gestehe es«, antwortete Morgaine lachend. »Nicht, dass es mir große Schwierigkeiten
bereitet hätte aber ich fand es doch besser, dass wir uns hier draußen treffen. Wir haben das eine
oder andere zu besprechen.«
»Ich wüsste nicht, was«, antwortete Lancelot wütend.
»Oh, ich glaube, das weißt du sehr gut, mein lieber Junge«, sagte Morgaine Le Faye. »Willst du
mir denn gar keine Fragen stellen?«
»Nur eine einzige«, stieß Lancelot zwischen den zusammengepressten Zähnen hervor. Seine Hand
umklammerte immer noch das Schwert. Die lodernde Blutgier, die stets in der Klinge erwachte,
wenn er danach griff, kam jetzt nicht, aber er spürte, dass er sehr wohl in der Lage war, sie zu
ziehen. Und vielleicht war Morgaine Le Faye der einzige Mensch auf der Welt, den er ohne Not
töten konnte. Er hatte nicht vergessen, dass sie es war, die Merlin ermordet und diesen ganzen
sinnlosen blutigen Krieg gegen Camelot vom Zaun gebrochen hatte.
Und er wusste nicht einmal warum.
»Welche?«
»Warum?«, fragte Lancelot. »Ihr wart es, die mir aufgelauert hat. Ihr habt mir an jenem Morgen
im Wald das Leben gerettet, aber Ihr habt auch Eure Krieger gegen mich gehetzt, obwohl Ihr
wusstet, dass ich sie besiegen würde.«
»Ich habe es gehofft«, sagte Morgaine. »Ja, das stimmt. Und du hast mich nicht enttäuscht.«
»Warum?«, wiederholte Lancelot verständnislos. »Der Tod dieser Männer war vollkommen
sinnlos. Ihr habt gewusst, dass sie keine Chance gegen mich haben und sie wussten es auch.«
»Ihr Tod war nicht sinnlos«, behauptete Morgaine. Sie lächelte weiter, aber dieses Lächeln war
jetzt kalt und falsch und in ihren Augen lag eine Härte, die Lancelot einen Schauer über den Rücken
laufen ließ.
»Was macht Sinn am Tod eines Mannes, der gezwungen wird gegen einen Feind zu kämpfen, den
er nicht schlagen kann?«, fragte Lancelot.
»Sein Tod«, sagte Morgaine. »Jeder Mann, den du getötet hast, war wichtig für mich. Deshalb hat
meine Magie sie sozusagen in dein Schwert getrieben. Du weißt es noch nicht, aber du gehörst
[ Pobierz całość w formacie PDF ]