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nachzudenken. Sie hatte versucht, den Schmerz
über den Verrat ihres Mannes zu verarbeiten. Mit-
tlerweile konnte sie die Tatsache akzeptieren,
dass Justin sie nicht liebte, wahrscheinlich nie
geliebt hatte, und wenn sie realistisch war, musste
sie zugeben, dass sie mit einer Rückkehr nach
England ein großes Wagnis eingehen würde.
Justin war ein mächtiger Mann, ein Em-
porkömmling mit all den richtigen Verbindungen.
Sollte er sich entschließen, das Kind zu wollen,
aber nicht sie, so hätte sie, wenn es zu einem
Rechtsstreit um das Sorgerecht käme, nicht die
geringste Chance.
Dieses Risiko wollte sie auf keinen Fall
eingehen.
 Aha, das ist also dein kuscheliges kleines Ver-
steck! Die tie fe, melodische Stimme durchbrach
die Stille.
Eine Sekunde lang glaubte Zoe, einer Halluzina-
tion zum Opfer gefallen zu sein.
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Ungläubig blickte sie zu dem Mann, der lässig
die Stufen zur Sonnenterrasse her-
untergeschlendert kam. Justin hier? In Kaliforni-
en? Sie konnte es nicht fassen &
Aber was sie sah, war keine Fata Morgana, son-
dern schreckliche Wirklichkeit.
Ein paar Schritte von ihr entfernt blieb er stehen.
Jede Einzelheit an ihr schien er förmlich mit den
Blicken aufzusaugen - das lange blonde Haar, das
ihr in wirren Strähnen ums Gesicht fiel, das win-
zige grüne Top, die abgeschnittenen Jeans. Ihr
war bewusst, dass sie einen einigermaßen ver-
wahrlosten Eindruck machen musste - mit nack-
ten Beinen, barfuss und, was er nicht wissen kon-
nte, schwanger.
In einem Anflug von schlechtem Gewissen er-
rötete sie, hob dann aber kämpferisch das Kinn
und zwang sich, seiner beleidigenden Musterung
standzuhalten. Eiskalt erwiderte sie seinen Blick.
,,Ein Versteck? Das dürfte wohl etwas übertrieben
sein, immerhin hast du ja hergefunden. Sie war
stolz auf ihre feste Stimme, dabei hielt sie die
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Hände zusammengepresst, um ihr Zittern zu
verbergen.
Er war abgemagert. Sein dichtes schwarzes Haar
kräuselte sich ungepflegt über dem Hemdkragen.
Doch strotzte er förmlich vor Kraft und
Sinnlichkeit.
 Vielleicht sollte ich es besser  Liebesnest
nennen , erwiderte er voller Verachtung.
 Liebesnest? wiederholte Zoe entgeistert. Sie
riss den Blick von ihm los. Wie kam er bloß da-
rauf?  Du bist ja wohl völlig übergeschnappt.
 Ganz offensichtlich! Andernfalls hätte ich mich
wohl kaum mit einem Flittchen wie dir ein-
gelassen! Seine südländische Heißblütigkeit
strafte die sonst zur Schau getragene kühle
Gelassenheit Lügen.  Unfassbar! Der Mann ist
sogar älter als ich.
Wahrscheinlich ist er seit deiner Kindheit hinter
dir hergewesen! Einfach abstoßend!
Zoe verschlug es den Atem. Allmählich wurde
auch sie wütend. Ganz in seinem Element als
Ankläger - ausgerechnet er! Aber ihre Empörung
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machte sie auch scharfsichtig. Schlagartig wurde
ihr die Ursache dieser absurden Anschuldigungen
klar.
 Ah! Die Valentinskarten & die letzte wolltest
du mir doch angeblich geschickt haben ,
schleuderte sie ihm entge gen.  Na ja, bekanntlich
ist ein ehrlicher Anwalt so schwer zu finden wie
eine Nadel im Heuhaufen.
 Miststück! Wütend packte er sie am Arm.
Panik stieg in ihr auf, aber um nichts, in der Welt
wollte sie ihn das merken lassen! Mit gespielter
Gleichgültigkeit zog sie eine Augenbraue hoch.
 Aber, aber & ein solches Maß an Phantas-
ielosigkeit sieht dir eigentlich überhaupt nicht
ähnlich. Wo bleibt denn der vielgerühmte brit-
ische Humor?
Justin schien nahe daran, endgültig die Fassung
zu verlieren.  Ich nehme an, dein Loverboy ist im
Augenblick nicht hier? stieß er zwischen den
Zähnen hervor.
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Zoe weigerte sich, ihm zu antworten. Angespan-
nt betrachtete Justin sie in feindseligem
Schweigen.
Endlich trat er geringschätzig lächelnd einen
Schritt zurück.  Ist ja auch egal. Es ist mir inzwis-
chen ohnehin gleichgültig, was du treibst. Ich
habe ein paar Dokumente dabei, die du bitte un-
terzeichnest. Im übrigen sehe ich keinen Grund,
warum wir uns jemals Wiedersehen müssten.
Ein eisiger Schauder überlief sie bei dieser
Eröffnung. Dass er sie nicht liebte, damit hatte sie
sich abgefunden, aber die Vorstellung, ihn nicht
Wiedersehen zu dürfen, gab ihr einen Stich ins
Herz.
 Der Grund für deine Anwesenheit ist mir noch
immer nicht ganz klar , nahm sie das Gespräch
mit kühler Stimme wieder auf.  Schließlich gibt
es so etwas wie Dienstleistungen der Post.
 Auf dem Gebiet der Dienstleistungen bist du ja
wohl Expertin , konterte Justin.
 Wayne, Nigel und wer weiß noch alles.
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 Und für die Richterrolle, die du dir anmaßt,
fehlt dir eindeutig der Durchblick. Mit eiserner
Beherrschung hielt sie seinem Blick stand.
 Was dich betrifft, bestimmt.
 Wie blind ic h doch war, mich von deiner vor-
getäuschten Unschuld irreführen zu lassen, aber
zum Glück ist das jetzt Vergangenheit.
 Schau dich doch nur an, und dann diese Umge-
bung. Er deutete auf das luxuriöse Strandhaus.
 Wie du dich halbnackt auf einem Strandbett
rekelst, die urtypische Verkörperung einer
Nymphe.
 Du kannst dir deine gespreizte Ausdrucksweise
sparen -eine faule, luxussüchtige Nymphomanin
hätte genügt , fauchte sie aufgebracht und sprang
von der Liege hoch.
Es reichte jetzt.  Was willst du eigentlich,
Justin? Ich bin nicht in der Stimmung für
Spielchen. Sag, was du zu sagen hast, und dann
geh bitte.
 Selbstverständlich, du hast recht , bestätigte er
sachlich.  Lass uns über das Geschäftliche
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sprechen. Ich hole die Papiere aus dem Auto. In
einer Minute bin ich zurück.
Zoe beobachtete ihn, wie er die Stufen hinunter-
ging. Ein stechender Schmerz durchzuckte sie. In
ein paar Minuten würde sie die Scheidungsdoku-
mente unterzeichnen. Sie ließ den tränenver-
schleierten Blick über den gleißenden Sand und
über den Ozean schweifen, dessen
schaumgekrönte Wellen über den Strand rollten.
Reiß dich zusammen, schalt sie sich. Sie wollte
sich vor Justin auf keinen Fall eine Blöße geben.
Eilig lief sie ins Haus und zog sich ein übergroßes
bequemes Hemd an, das sie bis zum Hals
zuknöpfte, bevor sie zum Sonnendeck
zurückkehrte.
Justin kam bereits auf sie zu, eine Aktentasche
in der Hand. Er stellte sie auf den Tisch und
öffnete das Schloss.
 Du hättest dich meinetwegen wirklich nicht an-
ziehen müssen, schließlich habe ich das doch alles
schon hundertmal gesehen , bemerkte er süffisant
mit einem abschätzigen Blick auf ihr ausgebeultes
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Hemd.  Leider kann ich den Geschmack deines
Liebhabers in Bezug auf Hemden nicht teilen.
Eigentlich war es ihr eigenes Hemd, das sie
sonst beim Malen trug. Sie wollte schon ant-
worten, ließ es dann aber sein. Was machte es
denn aus, wenn Justin annahm, sie hätte einen
Liebhaber.  Gib mir einfach die Scheidung-
spapiere, und sag mir, wo ich unterschreiben
muss.
 Scheidung? O nein, Zoe! Du glaubst doch wohl
nicht, dass ich es dir so leicht machen werde?
Ihre Blicke begegneten sich. Plötzlich pochte
Zoes Herz so laut, dass sie glaubte, man müsste es
hören. War es möglich, dass Justin sie zurück-
haben wollte?  Weshalb bist du dann gekom-
men? fragte sie leise.
Justin lachte kalt.  Was denkst du denn? Dass
ich dich zurückhaben will? Vielleicht warst du
gut im Bett, aber so gut nun auch wieder nicht.
Außerdem interessiere ich mich nicht für Geb-
rauchtwaren, meine Liebe. Das ändert jedoch
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nichts an der Tatsache, dass ich dein Vormund
bin, bis du fünfundzwanzig bist.
Onkel Berties Testament! Sie hatte es völlig ver-
gessen.  Aber unter diesen Umständen wirst du
doch sicherlich & 
 Genau. Ich sehe keinen Grund, die Vormund-
schaft weiter aufrechtzuerhalten. Er breitete ein-
ige Papiere vor ihr auf dem Tisch aus.  Sei so gut,
und lies sie durch. Wenn du fertig bist, un-
terzeichne bitte an den markierten Stellen. Black
Gables soll zu einem vernünftigen Preis verkauft [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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