[ Pobierz całość w formacie PDF ]
"Nein", bestätigte er trocken. "Aber vielleicht habe ich etwas über die
Stränge geschlagen."
"Daran war ich wohl nicht ganz unschuldig", meinte sie prosaisch, ob-
wohl sie sich immer noch fragte, worum es eigentlich gegangen war.
Steckte tatsächlich mehr hinter dem Spielchen, das Andrew und sie
gespielt hatten und das sie letztendlich verloren hatte? Allerdings
hatte sie danach den Eindruck gehabt, dass sie sich noch nie so nahe
gewesen waren ...
"Stimmt , bestätigte er leise. "Es ist eigentlich immer der Fall.
Trotzdem tut es mir Leid. Darf ich dich zum Mittagessen einladen?" Er
hob ihre Hand an die Lippen.
Domenica erschrak. Sie hatte ihm nicht erzählt, warum sie sich so
schick gemacht hatte. "Hm, das geht leider nicht. Ich bin geschäftlich
verabredet. Kann ich Ihnen dafür heute Abend etwas kochen, Mr.
Keir? Zum Beispiel Ihr Leibgericht?"
172/189
Domenica hatte gemerkt, wie er kurzzeitig den Griff verstärkte, und
hielt den Atem an.
Seine Augen funkelten allerdings, als er fragte: "Doch nicht etwa
Hamburger?"
"Und ob. Mit allem, was dazugehört."
"Abgemacht." Er ließ ihre Hand los und küsste sie zärtlich auf die
Lippen.
"Passen Sie auf sich auf, Mrs. Keir."
Obwohl an diesem Abend alles war wie vorher und ihre Beziehung
sogar noch harmonischer verlief, wurde Domenica die Zweifel nicht
los.
Andrew und sie zogen in ihr gemeinsames Penthouse, verbrachten
aber die meisten Wochenenden auf Lidcombe Peace. Sie stellte eine
neue Mitarbeiterin ein, die sie während ihrer Abwesenheit vertrat, und
begleitete ihn auf vielen seiner Geschäftsreisen. Zuerst gefiel es ihr
auch. Nach einer Weile einigte sie sich allerdings mit ihm darauf, dass
sie besser nicht mitkam, wenn er zu beschäftigt und sie sich meist
selbst überlassen wäre.
Im Lauf der nächsten Monate hatte Domenica jedoch das Gefühl, dass
sie gegen eine unsichtbare Strömung anschwomm. Zum ersten Mal
konnte sie wirklich nachvollziehen, wie hart Andrew arbeitete und wie
schwer es manchmal für ihn war abzuschalten. Nur durch Zufall fand
sie heraus, dass er ein Übernahmeangebot für eine seiner Firmen
abgewehrt hatte. Sie las es in der Zeitung und sprach ihn darauf an. Er
zuckte die Schultern und erwiderte nur, es sei eines der Risiken, wenn
man seine Firma in eine Aktiengesellschaft umwandelte.
173/189
Sie hatten viele Gäste, vor allem Geschäftspartner, so dass Domenica
es bald sogar trotz der Hilfe von Mrs. Bush sehr anstrengend fand.
Allerdings war sie noch aus einem anderen Grund oft erschöpft: Das
Geschäft lief immer besser. Es schien, als wäre ein Traum wahr ge-
worden - oder zumindest wäre es so gewesen, bevor sie Andrew Keir
kennen gelernt und geheiratet hatte.
Und ohne sich dessen richtig bewusst zu sein und die Warnsignale zu
erkennen, blieb sie immer öfter zu Hause, wenn Andrew auf Geschäft-
sreisen ging, und arbeitete genauso viel wie er. Nach wie vor knisterte
es zwischen ihnen, nach wie vor hatten sie viele Gemeinsamkeiten,
und nach wie vor genossen sie die Gesellschaft des anderen. Tatsache
war jedoch, dass sie dasselbe Leben führten wie vor ihrer Heirat.
Zu spät wurde Domenica klar, dass es tatsächlich Warnsignale
gegeben hatte, sie diese nur nicht als solche erkannt hatte. Das erste
war das gewesen, was an jenem Abend passiert war, nachdem sie
Andrew gesagt hatte, dass sie die Kontrolle über Primrose und Aquari-
us behalten wollte. Oder hatte es mit ihren Zweifeln begonnen, die sie
hinsichtlich seiner Beweggründe für die Heirat gehegt hatte?
Zum Streit kam es dann wegen einer Kleinigkeit.
"Andrew, könntest du morgen mit den Leuten essen gehen? Mir ist
einfach nicht danach, wegen eines Haufen Fremder ein fröhliches
Gesicht zu machen, ganz zu schweigen davon, sie zu bewirten. Tut mir
Leid, Schatz", sagte Domenica eines Abends.
Andrew und sie hatten gerade auf der Dachterrasse gegessen, die sie
mit zahlreichen Büschen und Bäumchen in Töpfen, dezenter Beleuch-
tung und einigen geschmackvollen Statuen in ein wahres Paradies ver-
wandelt hatte, und waren hineingegangen, da es zu regnen begonnen
hatte.
174/189
"Überlass doch alles Mrs. Bush", schlug er vor und blickte von den Un-
terlagen auf, die er gerade durchblätterte. "Sie hat sich immer darum
gekümmert."
"Ich weiß, aber ... Sie zögerte. "... ich kann nicht einfach daneben
stehen und nichts tun."
"Warum nimmst du dir dann morgen nicht einfach frei?"
Domenica streckte sich und griff nach ihrer Kaffeetasse. Sie trug eine
pinkfarbene Bluse und Jeans und hatte sich in einen Sessel gekuschelt.
"Das würde ich ja gern." Sie trank einen Schluck und unterdrückte ein
Gähnen. "Aber ich habe morgen mindestens ... drei Besprechungen, in
denen es um die Einführung von Pisces geht." Pisces war der Name für
ihr neues Label für Sportkleidung für Kinder, das sie nach dem Erfolg
von Aquarius herausgebracht hatte.
"Domenica."
Domenica hatte gerade wieder einen Schluck trinken wollen. Nun ver-
harrte sie mitten in der Bewegung und blickte zu Andrew. "Ja?"
"Bei diesem Haufen Fremder' handelt es sich um Leute, die mir
wichtig sind.
Ich möchte sie nicht in ein Restaurant einladen, sondern hierher. Es
spielt also keine Rolle, wie du es bewerkstelligst, aber sie werden hier-
her kommen."
Vorsichtig stellte sie ihre Tasse ab und stand langsam auf.
Dann schrie sie ihn an, wobei ihr die Tränen über die Wangen liefen
und sie sich einfach entsetzlich fühlte. Wütend machte sie ihm klar,
dass sie sich nicht von ihm herumkommandieren ließe, zumal sie
175/189
nicht seine Angestellte wäre, und es satt hätte, ständig Fremde zu be-
wirten. Vor der Hochzeit hätte sie wenigstens kommen und gehen
können, wann sie wollte.
Andrew legte die Unterlagen weg und stand ebenfalls auf. Er hatte die
Lippen zusammengepresst. "Weißt du, was das Problem ist?" meinte
er schroff. "Du bist völlig erschöpft, weil du zu viel arbeitest. Ich ver-
stehe nur nicht, warum du es unbedingt musst. Schließlich brauchst
du weder das Geld, noch wäre es ein großer Verlust für die
Allgemeinheit."
Domenica wurde aschfahl. "Und was soll ich deiner Meinung nach
stattdessen tun? Als Haushälterin für dich arbeiten?"
"Nein", entgegnete er grimmig. "Wie ich bereits sagte, könntest du es
alles Mrs. Bush überlassen ... "
"Das möchte ich aber nicht. Ich möchte auch dabei mitwirken, damit
ich mich hier wenigstens wie zu Hause fühle." Verzweifelt sah sie sich
um. "Aber warum sollte ich es tun, wenn es nicht der Fall ist?
"Du ... fühlst dich hier nicht wie zu Hause?" erkundigte er sich
trügerisch ruhig.
"Nein! Und ich fühle mich oft wie eine unbezahlte Geliebte!
Noch immer liefen ihr die Tränen über die Wangen. "Wir sind noch
nie in Tibooburra gewesen, wir haben keinen Tennisplatz auf Lid-
combe Peace gebaut, wir haben nie darüber gesprochen, ob wir Kinder
haben wollen. Und du hast zwar gesagt, es sei ganz nett, wenn man
sogar die Menschen noch überraschen kann, die einem nahe stehen.
Aber ich weiß nach wie vor nicht, was du denkst, und das finde ich
schrecklich! "
176/189
"Weil du gar nicht die Zeit hast", konterte er, "und sie dir auch nicht
nimmst.
Wie willst du dich denn noch um Kinder kümmern, wenn du so
eingespannt bist, dass du nicht einmal weißt, was ich denke?"
"Darum geht es doch gar nicht!" rief Domenica. "Du willst überhaupt
nicht, dass ich weiß, was in dir vorgeht. Du bist immer noch der ein-
same Wolf, Andrew. Deswegen hast du mich auch nicht gebeten, dich
zu heiraten, bevor ich dich verlassen habe. "
"Wenn du so lebensklug bist, warum hast du mich dann überhaupt ge-
heiratet, Domenica?"
"Du weißt, warum ich dich geheiratet habe, Andrew. Die eigentliche
Frage ist: Warum hast du mich geheiratet? Und wenn du darauf eine
Antwort gefunden hast, können wir uns vielleicht darüber klar wer-
den, ob wir zusammenbleiben oder nicht. In der Zwischenzeit nehme
ich mir allerdings unbezahlten Urlaub!"
Anschließend verließ sie das Apartment und nahm nur ihre
Handtasche und ihre Wagenschlüssel mit.
Andrew versuchte nicht, sie zurückzuhalten.
[ Pobierz całość w formacie PDF ]